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Heinz Hoenig ist kein Einzelfall: Deutschen Stars droht Altersarmut


Finanzsorgen und Pflegenotstand treffen Promis
Heinz Hoenig ist kein Einzelfall


Aktualisiert am 08.05.2024Lesedauer: 5 Min.
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Heinz Hoenig: Der Schauspieler braucht zwei lebensnotwendige Operationen.Vergrößern des Bildes
Heinz Hoenig: Der Schauspieler braucht zwei lebensnotwendige Operationen. (Quelle: IMAGO / VIADATA)

Seit Tagen bangt Heinz Hoenigs Familie um den Schauspieler. Zusätzlich wird das Geld knapp. Ein Szenario, vor dem sich viele Prominente in Deutschland fürchten.

Heinz Hoenig kämpft ums Überleben. Vor rund einer Woche wurde er in einem Helikopter in ein Krankenhaus geflogen, anschließend am Herzen operiert. Vor Ort wird klar: Die gesundheitliche Verfassung des 72-Jährige ist prekär. Die Ärzte stellen eine bakterielle Infektion fest – mit schwerwiegenden Folgen. Hoenig braucht eine neue Aorta, auch seine Speiseröhre muss operativ entfernt werden.

Doch es gibt noch ein weiteres Problem: Die Familie des TV-Stars sieht sich mit einer finanziellen Notlage konfrontiert, denn Heinz Hoenig ist nicht krankenversichert. Seine Angehörigen starten daher einen Spendenaufruf, um die Behandlungskosten für die zwei lebensnotwendigen Eingriffe begleichen zu können. Der "Das Boot"-Darsteller ist nicht der einzige Prominente, der sich im Alter Gedanken ums Geld machen muss. Carlo von Tiedemann, Rolf Schimpf, Jutta Kammann – sie alle berichteten zuletzt, dass sie von ihrer Rente nicht leben können. Hat die deutsche Medienbranche ein Problem?

"Zum Glück gibt es Rücklagen"

"Noch ein halbes Jahr liegen, könnte ich mir schwer leisten", erklärte Moderator Carlo von Tiedemann kürzlich im "Bild"-Interview. Seit 10. April befindet sich der Moderator in einer stationären Kurzzeitpflege in einer Gemeinde in Schleswig-Holstein. Er leidet unter einer seltenen Herzkrankheit, sein Zustand hat sich in den vergangenen Monaten verschlechtert.

Krankengymnastik soll Abhilfe schaffen. Doch Carlo von Tiedemann kann sich nicht vollständig auf seine Behandlung fokussieren. Ihn plagen finanzielle Sorgen. "Wir reden mittlerweile von vier Monaten Dienstausfall. Man muss schon an die Reserven gehen", so der 80-Jährige. Denn vom NDR bekomme er aktuell "nicht einen Pfennig".

In den Siebzigerjahren wurde Carlo von Tiedemann zu einem der bekanntesten Radiomoderatoren des Landes. In den Achtziger- und Neunzigerjahren verdiente er laut eigener Aussage bis zu 10.000 Euro im Monat. Alkohol und falsche Freunde stürzten ihn zwischenzeitlich in eine Lebenskrise. Ein Schuldenberg von 350.000 Euro häufte sich an, den er über viele Jahre abgezahlt hat.

Daher setzt er sich auch mit 80 Jahren noch nicht zur Ruhe, arbeitet freiberuflich für den NDR. Ein Beschäftigungsverhältnis, das ihm jetzt jedoch zum Verhängnis wird. "Große Reichtümer habe ich nie besessen. Zum Glück gibt es Rücklagen. Aber die werden langsam angegriffen. 40 Prozent der Kosten werden erstattet, mehr nicht", erläuterte Carlo von Tiedemann.

Gesetzlich versicherte Arbeitnehmer, die aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls arbeitsunfähig werden, bekommen vom Arbeitgeber eine Lohnfortzahlung von maximal sechs Wochen. Danach erhalten sie das sogenannte Krankengeld, welches maximal 70 Prozent des Bruttolohns beträgt. Selbstständige und Freiberufler erhalten im Krankheitsfall hingegen keine Lohnfortzahlung: Ein Verdienstausfall besteht in der Regel direkt ab dem ersten Tag einer Krankheit oder eines Unfalls. Ein längerer Arbeitsausfall trifft sie dementsprechend besonders hart.

Ähnlich verhält es sich mit der Altersvorsorge: Selbstständige und Freiberufler sind oft nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert. Die Folge: Die monatlichen Bezüge vom Staat bleiben minimal. Der deutsche Schlagersänger und Komponist G.G. Anderson verriet t-online vor Kurzem, dass er nur 36 Euro monatlich vom Staat ausgezahlt bekomme. Die stammen aus seiner vierjährigen Arbeitszeit als Elektriker. Freiberufliche Prominente in Deutschland müssen folglich selbst dafür sorgen, im Laufe ihrer Karriere ein ausreichendes Vermögen aufzubauen, von dem sie im Alter zehren können.

Der 74-jährige G.G. Anderson profitiert zum Beispiel von den Ausschüttungen der Gema, der Verwertungsgesellschaft für Musikschaffende. Da der Produzent im Laufe seiner Karriere mehr als 1.000 Songs schrieb – unter anderem für Heino und Roland Kaiser – könne er davon gut leben.

Altersvorsorge ist ein allgegenwärtiges Thema

Auch Jutta Kammann war in ihrer aktiven Zeit als Schauspielerin stets darauf bedacht, für ihren Lebensabend vorzusorgen. Vor zehn Jahren zog sie in die Münchner Seniorenresidenz Augustinum. Dort lebt sie in einem 56 Quadratmeter großen Apartment mit Panoramafenster, Alpenblick und Terrasse. Im Pensionspreis enthalten sind die Reinigung der Wohnung, Heizung, Warmwasser und ein tägliches Drei-Gänge-Menü.

Damit Jutta Kammann sich das heute leisten kann, sei reichlich Disziplin erforderlich gewesen: "Ich habe immer sehr vernünftig gehaushaltet, damit ich im Alter nicht auf das verzichten muss, was mir im Leben lieb ist. Mit meinen Rücklagen kann ich ohne Sorgen 100 Jahre alt werden", verriet sie t-online im Februar.

Große Sprünge kamen für Jutta Kammann daher nie infrage: Ihr Drang, ihre Zukunft finanziell abzusichern, sei stets allgegenwärtig gewesen: "Wenn ich zum Beispiel bei 'In aller Freundschaft' nicht gerade im Studio zu tun hatte und dort ein Mittagessen bekam, bin ich immer zu einem kleinen Thai-Imbiss gegangen, um mir ein preiswertes Gericht zu kaufen. Ich wollte so viel wie möglich sparen", so die 80-Jährige.

"Das Geld ist schnell weg"

Bis vor Kurzem hatte Jutta Kammann im Augustinum einen bekannten Mitbewohner: Rolf Schimpf lebte seit dem Tod seiner Frau Ilse im Jahr 2014 ebenfalls in dem Seniorenheim. Im Dezember musste der Schauspieler, der durch seine Rolle in "Der Alte" bekannt geworden war, die Einrichtung jedoch verlassen. Die monatlichen Kosten von knapp 5.700 Euro sprengten sein Budget.

Bei "Bild" erläuterte Schimpfs Arzt, der auch sein Generalbevollmächtigter und Testamentsvollstrecker ist, die Notlage: "Wenn man zehn Jahre nicht mehr arbeitet und die hohen Kosten von der Rente nicht mehr gedeckt sind, ist das Geld schnell weg."

Dass Rolf Schimpf im Alter von 99 Jahren seine gewohnte Umgebung aufgeben musste, brach Jutta Kammann das Herz. Sie besuchte ihren langjährigen Weggefährten in seiner neuen Bleibe, die beiden kennen sich seit 50 Jahren. Schimpfs Zustand erschütterte Kammann: "Rolf hat immer wieder geweint und mich gefragt: Warum bin ich hier? Vorher war gut. Hier ist alles schlecht", rekapitulierte sie bei "Bild" die Begegnung.

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Das neue Zimmer von Rolf Schimpf sei etwa zehn bis zwölf Quadratmeter groß. Das Altenheim sei zwar sauber, aber erinnere Jutta Kammann an "eine Verwahrstation". Im Augustinum habe der Serienstar Gelegenheit gehabt, sich mit vertrauten Menschen zu unterhalten – das sei ihrer Meinung nach jetzt anders. "Rolf sitzt im Rollstuhl und schaut gegen die Wand. Er hat keinen Fernseher und kein Radio. Niemand dort weiß, wer er ist und welche Lebensleistung er erbracht hat", schildert die Schauspielerin.

Ihre Ausführungen zeichnen ein Bild, das an jüngste Berichte über den Zustand in deutschen Pflegeheimen erinnert. Schlagzeilen wie "Polizeieinsatz in Seniorenstift: Heimaufsicht prüft Vorfall" und "Pfleger ruft verzweifelt die Feuerwehr – und wird entlassen" sorgten jüngst für Aufregung, auch t-online widmete dem Thema einen Schwerpunkt.

Vielerorts in Deutschland leiden Pflegekräfte unter Stress und Überlastung, wie auch die alarmierenden Zahlen zum Pflegenotstand nahelegen. Am Ende ihrer Kräfte schmeißen etliche den Job hin. Dabei sind Warnungen zum Fachkräftemangel in der aktuellen Berichterstattung allgegenwärtig.

Auch Carlo von Tiedemann wurde in seiner stationären Kurzzeitpflege bereits Zeuge der Problematik. "Hut ab vor den Menschen, die hier Tag und Nacht anderen helfen. Man kann die Arbeit, die an uns geleistet wird, gar nicht hoch genug bemessen. Unsere Nachtschwester hat es oft mit 30 Leuten zu tun", so der Radiomoderator bei "Bild". Seiner Meinung nach gehe der Pflegenotstand alle an – nicht nur seine freiberuflichen Kollegen in den deutschen Medien.

Verwendete Quellen
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