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Was ist Rebalancing? | Definition und warum es sich lohnt


Rebalancing
Darum lohnt sich der regelmäßige kritische Blick ins Depot


Aktualisiert am 26.12.2022Lesedauer: 5 Min.
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Ausgeglichen investieren: Beim Rebalancing stellen Sie die gewünschte Balance zwischen verschiedenen Anlageklassen in Ihrem Portfolio wieder her.Vergrößern des Bildes
Ausgeglichen investieren: Beim Rebalancing stellen Sie die gewünschte Balance zwischen verschiedenen Anlageklassen in Ihrem Portfolio wieder her. (Quelle: Andre Popov/imago-images-bilder)

Die Strategie des Rebalancing verspricht Anlegern Sicherheit und gute Einstiegskäufe. t-online erklärt, worauf Sie achten sollten.

Mit einem Wertpapierdepot verhält es sich wie mit einem Blumenbeet: Verlieren Sie es aus den Augen, sind Ihre sorgsam gepflanzten Blumen bald zugewuchert. Ab und an müssen Sie deshalb nachhelfen, ein paar Grashalme ausreißen oder bestimmte Pflanzen umtopfen.

Ähnlich wie im Garten lohnt es sich auch bei Ihrem Depot, regelmäßig einen kritischen Blick auf Ihr Portfolio zu werfen. Dieses Vorgehen nennt sich Rebalancing, auf Deutsch "Ausbalancieren". Was genau das ist und wie es funktioniert, erklären wir Ihnen hier.

Was ist Rebalancing?

Beim Rebalancing stellen Sie die ursprüngliche Verteilung Ihres Geldes auf die einst festgelegten Werte wieder her. Dafür prüfen Sie in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel einmal im Jahr, ob die Wertverteilung in Ihrem Portfolio noch Ihren ursprünglichen Vorstellungen entspricht. Schließlich haben Sie zu Beginn Ihres Investments genau abgewogen, wie viel Risiko Sie mit welcher Anlageklasse eingehen möchten.

Als risikoarme Variante gilt zum Beispiel ein Verhältnis von 30 Prozent Aktien auf 70 Prozent Anleihen, als risikofreudig dagegen ein Aktienanteil von 70 Prozent auf 30 Prozent Anleihen. Sie können beim Rebalancing auch auf andere Anlageklassen wie Edelmetalle, Tages- oder Festgeld zurückgreifen.

Um ihr Portfolio besser abzusichern, können Sie auch in mehrere dieser Anlageklassen investieren. Die Absicherung Ihres Portfolios mit mehreren Anlageklassen, die sich je nach Marktlage gegenseitig ausbalancieren, heißt in der Fachsprache Asset Allocation hier lesen Sie mehr dazu.

Doch egal, ob Sie sich für eine risikofreudige oder eine risikoarme Verteilung in Ihrem Portfolio entschieden haben – der Finanzmarkt ist dynamisch. Das bedeutet: Das Verhältnis bei Ihrer Anlage ist nicht in Stein gemeißelt, sondern verändert sich mit dem Marktgeschehen. Das Rebalancing kann Ihnen helfen, die ursprüngliche Wertverteilung wieder zu erreichen.

Wie funktioniert Rebalancing?

Beim Rebalancing stellen Sie das alte Verhältnis, für das Sie sich zu Beginn Ihres Investment entschieden haben, wieder her.

  • Beispiel: Sie sind ein ausgewogener Anleger und haben 50 Prozent in Aktien investiert und 50 Prozent in Anleihen. Nach einem Jahr haben sich Ihre Aktien sehr gut entwickelt, der Wert Ihrer Anleihen vergleichsweise schlechter. Auch wenn in der Summe die Gewinne die Verluste möglicherweise ausgleichen, ist Ihr Vermögen nun nicht mehr 50/50 investiert. Mehr als 50 Prozent Ihres Geldes liegt nun in Aktien, da diese besser performt haben.

In unserem 50/50-Beispiel würde Rebalancing also bedeuten, dass Sie einen Teil der gut gelaufenen Aktien verkaufen und dafür bei den schwächer ausfallenden Anleihen so lange nachkaufen, bis Ihr Aktienanteil wieder 50 Prozent beträgt und 50 Prozent Ihres Geldes in Anleihen investiert sind. In welchen Abständen Sie Ihr Portfolio überprüfen, liegt an Ihnen. Gängig ist ein Jahreszyklus, aber Sie können auch alle halbe Jahre oder sogar alle drei Monate das Verhältnis Ihrer Anlageklassen anpassen.

Aber aufgepasst: Jeder Kauf oder Verkauf ist meist mit Transaktionskosten verbunden, die je nach Bank unterschiedlich hoch ausfallen. Zudem müssen Sie auf die Gewinne der verkauften Wertpapiere Steuern zahlen, wenn Sie den Freibetrag von 801 Euro, beziehungsweise 1.602 Euro als Ehepaar, überschreiten.

Das können Sie umgehen, indem Sie das ursprüngliche Verhältnis nicht durch Verkäufe und Zukäufe wiederherstellen, sondern nur durch Käufe. Bei unserem Beispiel bedeutete dies also, dass keine Aktien verkauft werden, sondern so lange Anleihen dazugekauft werden, bis das Verhältnis wieder auf dem Ursprungswert liegt. Diese Strategie nennt sich Cashflow-Rebalancing.

Ist Rebalancing sinnvoll?

Ja, Rebalancing kann Ihnen als Anleger mehrere Vorteile bringen:

  • Risikobegrenzung
  • Wiederherstellung Ihrer ursprünglichen Vermögensverteilung
  • Antizyklisches Handeln

Wenn Sie beispielsweise Ihr Depot zum Börsentiefpunkt der Corona-Krise im März 2020 überprüft und die Anlagenverhältnisse wiederhergestellt hätten, dann hätten Sie von dem antizyklischen Investieren sehr profitieren können. Denn Aktien waren zu dem Zeitpunkt stark gefallen und hätten damit weniger als das ursprüngliche Verhältnis in Ihrem Portfolio eingenommen. Da sich die Aktienwerte anschließend erholten, hätten Sie zu günstigen Kursen kaufen und die Gewinne später wieder in Ihr Portfolio umschichten können.

Rebalancing lohnt sich vor allem auf lange Sicht. Wer auf kurzfristige Profite aus ist, für den ist diese Art der Umstrukturierung weniger relevant. Über mehrere Jahre hinweg jedoch kann es durchaus profitabel sein, an aktuell schlecht bewerteten Anlagenklassen festzuhalten. So schnitten Aktien aufstrebender Märkte 2018 im Durchschnitt noch mit einem zweistelligen Minus das Jahr ab – während sie 2020 ein durchschnittliches Plus von acht Prozent vorweisen konnten.

Durch ein ausgewogenes Portfolio sind sie zudem widerstandsfähiger gegenüber Krisen und Blasen. Stürzen die Aktienpreise ab, haben Sie Ihr Vermögen mit anderen Anlageklassen, etwa Anleihen, abgesichert, die meist entgegengesetzt zu Aktien verlaufen. Die Gefahr eines Totalverlustes Ihres Geldes ist damit stark reduziert.

Welches Risikoprofil Sie wählen und welche Anlageklassen Sie dementsprechend wählen, kommt auf Ihr Alter, Ihr soziales Umfeld und Ihre Pläne an. Eine 25-jährige alleinstehende Arbeitnehmerin, die noch viele Jahrzehnte arbeiten wird, kann zum Beispiel risikofreudiger investieren als ein 60-Jähriger, der in drei Jahren in Rente gehen möchte.

Zudem kann sich Ihr Risikoprofil auch verändern. Oft verringern Anleger und Anlegerinnen ihr Risiko, wenn Sie Kinder bekommen. In diesem Fall sind die Anleger mehr auf Ihr Geld angewiesen als zuvor als Single. In diesem Fall schneiden Verluste am Aktienmarkt durch eine schlechte Verteilung Ihrer Gelder deutlich mehr ein – als Konsequenz verringern Sie also Ihr Risikoprofil. Auch bei einem plötzlichen Wandel im Arbeitsleben, etwa einer beruflichen Neuorientierung, sollten Sie Ihr Risikoprofil überdenken.

Immer gilt allerdings: Die Kosten dürfen nicht den Nutzen übersteigen. Wägen Sie daher die Gewinne und die Sicherheit des Rebalancing mit den Kosten für Transaktionen und Steuern ab.

Geht Rebalancing auch bei einer Anlageklasse?

Ja, Sie können den Ansatz des Rebalancing auch in einer einzigen Anlageklasse verfolgen, besonders gilt das für Aktien. Das Prinzip bleibt dabei unverändert: Sie legen zum Anfang Ihres Investments das Verhältnis fest, mit dem Sie Ihr Geld anlegen möchten.

  • Beispiel: Sie wollen einen Großteil Ihres Vermögens in Aktien investieren: 33 Prozent verwenden Sie für etablierte Firmen – sogenannte Bluechip-Aktien – 33 Prozent für Aktien aus aufstrebenden Märkten, wie etwa Asien, und 33 Prozent für Aktien von Technologieunternehmen. Wenn nach einem Jahr nun etwa die Technologieunternehmen besonders gute Rendite abwerfen, können Sie Anteile verkaufen und das Verhältnis erneut herstellen und so auch von möglichen Niedrigpreisphasen in anderen Aktien-Sektoren profitieren.

Wenn Sie nur in eine Anlageklasse investieren, sichern Sie sich aber natürlich weniger für risikoreiche Phasen ab, in denen die von Ihnen ausgewählte Anlageklasse schlechter performt.

Muss ich auch bei meinen ETF auf Rebalancing achten?

Das kommt auf Ihre Strategie an: Achten Sie auf eine Balance von 50 Prozent ETF-Investments und 50 Prozent Anleihen, bleibt auch die Taktik des Rebalancing unverändert. Geht es Ihnen aber darum, dass der ETF selbst den Entwicklungen am Markt entspricht, müssen Sie sich darum keine Sorgen machen.

Denn der ETF wird von dem herausgebenden Institut an den Index angepasst, auf den er ausgelegt ist. Haben Sie Ihr Geld etwa in einem ETF angelegt, der den Dax nachbildet, und ein Unternehmen steigt aus dem Dax ab, kauft Ihr Institut die Aktien des Aufsteigers und verkauft die Aktien des Absteigers. Ihr ETF ist dann wieder deckungsgleich mit dem Index.

Wenn Sie bestimmte Ziele, wie etwa ein nachhaltiges Investment, mit Ihren ETFs anstreben, lohnt sich aber ein regelmäßiger Blick ins Portfolio, ob der zugrundeliegende Index selbst auch noch immer die Nachhaltigkeitsstandards aufrechterhält, die Sie sich als Anleger wünschen.

Verwendete Quellen
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